"Ich bin geworden wie eine Eule in den Ruinen"
Psalm 102,1-12 und 25-28 in der Übersetzung von Erich Zenger
(Erich Zenger: Psalmen. Auslegungen; Herder Verlag 2011, S.560-561):
1 Bittgebet von einem Armen, wenn er kraftlos wird
und vor dem Ewigen seine Klage ausschüttet.
2 Ewiger, höre doch mein Bittgebet,
und mein Schreien, zu dir kommt es.
3 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir.
Am Tag, da ich in Not bin, neige zu mir dein Ohr,
am Tag, da ich rufe, eilends antworte mir.
4 Denn geschwunden sind in Rauch meine Tage,
und meine Gebeine – wie ein Feuerherd sind sie durchgeglüht.
5 Versengt ist wie Gras und verdorrt mein Herz,
dass ich sogar vergaß, mein Brot zu essen.
6 Vom Herauspressen meines Stöhnens
klebt mein Gebein an meiner Haut
7 Ich bin gleich geworden einer Dohle in der Wüste,
ich bin geworden wie eine Eule in den Ruinen.
8 Ich habe gewacht und ich bin geworden
wie ein vereinsamter Sperling auf einem Dach.
9 Den ganzen Tag haben mich verspottet meine Feinde,
die mich verhöhnen – mich haben sie im Fluch genannt.
10 Ja, Staub habe ich gegessen wie Brot,
und meinen Trank habe ich gemischt mit Tränen
11 wegen deines Grimmes und deines Zornes,
denn du hast mich aufgehoben und hast mich hingeworfen.
12 Meine Tage sind wie ein lang gezogener Schatten,
und ich – wie Gras verdorre ich.
25 Nimm mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage:
Du, dessen Jahre von Geschlecht zu Geschlecht sind.
26 Voreinst hast du die Erde gegründet,
und Werk deiner Hände sind die Himmel.
27 Sie – sie vergehen, du aber – du bleibst,
sie alle – wie das Kleid zerfallen sie.
Wie ein Kleid wechselst du sie und sie werden erneuert.
28 Du aber – du bist derselbe,
und deine Jahre – sie enden nie.
Musik: "Morning Train" von Wolf Schweizer-Gerth (lizensiert über Cayzland.de).
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